Ein Leben mit Bären und Diskriminierung -
Vorträge des Alaska-Auswanderers Axel Burgheim an der Gemeinschaftsschule
Nohfelden-Türkismühle
An was denken
Sie, wenn Sie „Alaska“ hören? An einen US-Bundesstaat im hohen Nordwesten? An
extreme klimatische Bedingungen? An Erdölreichtum? Und eine unberührte Natur?
Wahrscheinlich. – Und da liegen Sie richtig. Aber denken Sie bei „Alaska“ auch
an politische, soziale und kulturelle Spannungen? An Wilderei und Ausbeutung? An Diskriminierung, Chancenungleichheit und Ausgrenzung?
Wahrscheinlich nicht.
Am 20.03.2018
gestaltete die GemS Nohfelden-Türkismühle ihren alljährlichen „Toleranz-Tag“, an
dem die Schülerinnen und Schüler sich – fernab des herkömmlichen
Unterrichtsgeschehenes nach Fächern und Stundenplänen – mit den Themen
Toleranz, Diskriminierung und Fremdverstehen auseinandersetzen. Im Rahmen
dieses Projekttages lud die Schule Axel Burgheim ein.
Der gebürtige Hamburger Burgheim verließ seine
Heimat nach Jahren des Einsatzes gegen Umweltzerstörung und Aufrüstung in den 1980er
Jahren in Richtung Kanada. Er reiste dann viele Jahre lang weltweit in der
Wildnis, bis er schließlich in Alaska sesshaft wurde, wo er seit nunmehr über
zwei Jahrzehnten lebt. Einem weiteren Publikum ist er vor allem durch seine
Vorträge über die einzigartige Wildnis Alaskas und Kanadas bekannt.
Ausgerüstet mit
Karten, eindrucksvollen Fotografien, seltenen Exponaten und vielen humorvollen
und spannenden Anekdoten berichtete Axel Burgheim in zwei interessanten
Vorträgen (für die Klassenstufen 6 und 11) von der einzigartigen Natur- und
Pflanzenwelt seiner Wahlheimat Alaska, eines Bundesstaates, der – fünf Mal so
groß wie die Bundesrepublik – nur von etwa 800.000 Menschen bevölkert ist.
Spannend und
anschaulich beschrieb Burgheim die Topografie und Bevölkerungsgeschichte
Alaskas sowie die Schönheit ihrer wilden Natur. Zur Schilderung seiner
Begegnungen mit Bären, Elchen und anderen wilden Tieren griff er immer wieder
auf beeindruckende Fotografien zurück, die er aus nächster Nähe selbst erstellt
hat. In seinem Vortrag wurden die Eigenschaften verschiedenen Bärenarten
genauso thematisiert wie die unsinnige Legende von Bigfoot und die brisante
Herkunft der Bezeichnung „Teddybär“.
Das mucksmäuschenstille,
weil faszinierte Publikum hatte so einmal die Möglichkeit, in eine ganz andere
Lebenswelt abzutauchen. Nicht zuletzt die vielen Fragen der neugierigen Schüler
zeigten, wie sehr es Burgheim gelang, die Kinder für sein Thema einzunehmen.
Sein Appell, der Tier- und Pflanzenwelt genauso wie anderen Kulturen und ihren
Menschen respektvoll und verantwortungsbewusst zu begegnen, stieß daher auf
offene Ohren.
Burgheim sprach
aber nicht nur über die Natur, sondern auch über die Menschen und die
Gesellschaft in diesem riesigen Bundesstaat. Dabei stand vor allem die
Situation der indigenen Bevölkerung im Vordergrund, denn das schwierige Leben
der Ureinwohner dort ist nicht selten durch Ausgrenzung, Diskriminierung,
Alkoholprobleme und Gewalt gekennzeichnet. Dies, so Burgheim, sei auch Teil des
Vermächtnisses der Europäer gegenüber fremden Kulturen.
Burgheim konnte
hier mit Informationen aus erster Hand aufwarten, da er durch seine Frau Vamori
und deren Mutter Agnes, die dem Stamm der Yupik angehören, mit den alltäglichen
Problemen der Ureinwohner dort bestens vertraut ist. So gelang es, die Frage
nach den Ursachen von Ausgrenzung, nach Formen der sozialen Stigmatisierung
sowie deren Folgen glaubhaft, anschaulich und kindgerecht zu vermitteln.
Die Schülerinnen
und Schüler erkannten schnell, dass sich diese grundlegenden Fragen nach dem
Zusammenleben von Menschen auch in unserer Gesellschaft stellen. Und so regten
sich dann unter aller Begeisterung für die atemberaubende Natur Alaskas auch
Betroffenheit und Nachdenken im Publikum.
Großen Spaß
bereitete es den Schülerinnen und Schülern am Ende des Vortrages, den
kulturellen Eigenheiten der Ureinwohner Nordamerikas nachzuspüren, etwa als sie
zusammen mit dem Referenten und ihren Lehrern verschiedene Disziplinen der
sogenannten Eskimo-Olympiade, den „Alaskan Native Games”, vor dem Publikum
ausprobieren konnten - ein beeindruckendes Fest
der indigenen „First Nation Culture”, das vor nicht langer Zeit noch verboten
und verpönt war. Dieses Kennenlernen des Fremden bildete einen wirklich
gelungenen Abschluss, der die teilweise sehr ernsten Themen für die Kinder
spielerisch abrundete.
Wir, Lehrer und
Schüler der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle, bedanken uns ganz
herzlich bei Herrn Burgheim für einen spannenden, informativen, lustigen und
authentischen Vortrag, der neben viel Begeisterung auch Fragen hervorgerufen
hat, die z.T. jetzt noch im Raum stehen. Denn das Ferne liegt manchmal doch
recht nah.