Schönheitswahn Zu Gast in Türkismühle fasst das White HorseTheatre heiße Eisen an Wie mittlerweile schon Tradition, machte auch dieses Jahr wieder das englischsprachige White Horse Theatre einen Zwischenstopp an der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle. Das Theater verfolgt das Konzept, mit jährlich wechselnden Stücken Schulen zu besuchen und den Schülern damit nicht nur eine authentische Begegnung mit der englischen Sprache, sondern darüber hinaus ein lebendiges, und- je nach Stück- vergnügliches oder nachdenkliches Theatererlebnis zu verschaffen. Sospielteauch in diesem Jahr eine kleine Gruppe von jungen englischen Schauspielern insgesamt drei Stücke jeweils für die Unter-, Mittel- und Oberstufe. Lustig, dynamisch und sehr bewegt ging es in „Silver Jane“ für die jüngeren Schülerinnen und Schüler zu. Erzählt wurde die Geschichte einer Superheldin, die fliegen, Kinder vor Mobbing retten und Bankräuber überführen kann. Doch um das Universum vor der Zerstörung zu retten musste sie die Hilfe des begeisterten Publikums in Anspruch nehmen. Dem schwierigen Thema „Essstörung“ widmete sich das Stück Food for Thought für die Mittelstufe: Die junge Samantha, getrieben von dem Wunsch, schlank und attraktiv zu sein, durchläuftalle Stadien der Magersucht, dabei entfremdet sie sich von ihren Eltern und ihrem Freund Duncan.Sie fühlt sich hin- und her gerissen zwischen ihren sich sorgendenEltern, die sie auffordern, mehr zu essen, und ihren 'inneren Stimmen', die sie unentwegt bedrängen, immer noch mehr abzunehmen. Schließlich erkennt Sam die Gefahren für ihre Gesundheit und sie beginnt mit Hilfe ihrer Eltern, um ihr Leben zu kämpfen. Doch das Stück lässt keine Zweifel darüber, dass es ein langwieriger und qualvoller Weg zurückins Leben sein wird und am Ende bleibtoffen, ob sie es schaffen wird, sich ganz von der Krankheit zu befreien.
Das Thema Schlankheits- und Schönheitswahn wurde in dem viel diskutierten Stück Fat Pig für die Oberstufe weitergeführt. Der bekannte amerikanische Autor Neil LaBute setzt sich darin mit der gesellschaftlichen Besessenheit von Äußerlichkeiten und der daraus resultierenden Oberflächlichkeit sehr kritisch auseinander. Als Fettes Schwein war das Stück schon mehrfach auf deutschen Bühnen zu sehen. Der englische Originaltitel klingt nicht weniger beleidigend und provokant. Und provozieren und zum Nachdenken anregen will denn auch Neil LaButes preisgekrönte Komödie. Er analysiert darin messerscharf, wie sehr sich viele moderne Menschen von Äußerlichkeiten leiten lassen: Tom verliebt sich inHelen. Sie istintelligent und charmant, aber sehr sehr dick. Während Helen zu ihren üppigen Formen steht, ahnt Tom, wie seine Umgebung reagieren wird und verheimlicht seine Beziehung, so gut es geht, vor seiner Yuppie Clique. Als sein Kollege Carter dann doch erfährt, dass Tom sich mit einer XXL-Schönheit eingelassen hat,fällt er aus allen Wolken und spart nicht mit Häme. Auch Tomsmodisch-schlanke Ex-Freundin fühlt sich geradezu persönlich beleidigt von einer Nachfolgerin mit solch ausladenden Kurven und schickt heimlich ein Bild von Helen per Rundmail an alle Kollegen. Der Druck der Umgebung wird zunehmend größer, Tom lässt sich von ihrem Gespött immer mehr verunsichernundam Ende fehlt es ihman Rückgrat und Mut, sich von den Zwängen zu befreien und sich ganzoffen zu Helen zu bekennen. Am Schluss trennen sich die beiden. Das Stück ließ die jungen Zuschauer betroffen erkennen, dass diese Liebe in Zeiten des Diätwahns und Waschbrettbauchs eigentlich nie eine reelle Chance hatte