6. Projekt: „Autorenlesungen zum Thema Nationalsozialismus im St. Wendeler Land und kulturelle Begegnungen“ - Homepage der Gemeinschaftsschule Nohfelden Türkismühle

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6. Projekt: „Autorenlesungen zum Thema Nationalsozialismus im St. Wendeler Land und kulturelle Begegnungen“

Trialog 2014/2015 > Spuren suchen: Projekte der GNT

Neben den Lesungen liegt ein Schwerpunkt des Projektes auf den „kulturellen Begegnungen“. Hauptanliegen der „kulturellen Begegnungen“ ist es, die SuS zu einer differenzierten Betrachtung der Alltagsgeschichte zu. Deshalb standen hier inhaltlich gesehen aktuelle kulturelle und religiöse Fragestellungen und Problematiken im Mittelpunkt. Folgende Veranstaltungen wurden im Laufe des Schuljahres mit außerschulischen Bildungsträgern durchgeführt:


1. Besuch der Synagogengemeinde Saarbrücken mit den Klassen 8b und 8e
2. Workshop der 10a und 10b zum Thema „Antimuslimischer Rassismus“ in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk für Demokratie und Courage Saarbrücken
3. Workshop zum „Palästinakonflikt“ mit SuS der Klassenstufen 11 und 12 in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung in Heidelberg
4. Workshop mit dem Thema „Aktueller Blick auf den vorderen Orient“ (geografischer und gesellschaftlicher Schwerpunkt) für SuS der Jahrgangsstufen 11 und 12
5. Besuch des Theaterstückes „Drama Mameloschen – Muttersprache“ durch die 10a und die 11a auf Einladung der Arbeitskammer des Saarlandes, bei dem es um die Lebensgeschichte drei jüdischer Frauen aus unterschiedlichen Generationen ging
6. Workshop der Klassenstufe 12 zum Thema „Der Islam in Europa und seine mediale Darstellung“ in Zusammenarbeit mit der ASKO EUROPA-STIFTUNG Saarbrücken
7. Besuch von muslimischen Gemeinden in Völklingen und Frankfurt durch die Klassenstufen 7  

Drama Mameloschen – Muttersprache

Am 13. Mai 2015 nahm der Geschichtskurs der 11a im Rahmen des Trialog-Projekts an einem Theaterbesuch in Saarbrücken teil. Gespielt wurde das Drama „Mameloschen – Muttersprache“.
Begrüßung durch Wilhelm Offermann von der Arbeitskammer, der ein breit angelegtes Projekt gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit leitet.


Drei jüdische Frauen aus unterschiedlichen Generationen, die ihre Geschichte, ihren Weg suchen, sich streiten, sich bekämpfen, nicht voneinander lassen können.
Der Sohn erscheint nur als virtuelle Figur, die sich längst nach Israel abgesetzt hat und nur noch brieflich mit der jüngsten Tochter, seiner Schwester, kommuniziert.
Anscheinend sind die Frauen die Reste einer viel verzweigteren Familie, von der sie aber alleine übrig geblieben sind. Deshalb müssen sie auch alle möglichen Konflikte gegen- und miteinander teilweise heftig austragen, Männer spielen nur indirekt eine Rolle. Die Figuren sind vielschichtig, alle versuchen ihre ganz persönlichen Geheimnisse zu bewahren und nicht sofort preiszugeben. Jede hat auch ihre dunkle Seite und kann doch nicht anders. Linn, die Großmutter hat ihre Tochter viel zu lange alleingelassen, um zu helfen, einen neuen antifaschistischen und nicht antisemitischen Staat in der DDR aufzubauen. Die Einsamkeit ihrer Tochter war die logische Folge. Die Jüngste, verlässt die beiden älteren Frauen Richtung New York und sprengt auch durch ihre Homosexualität alle familiären ketten. Die Einsamkeit ihre Mutter durch den Verlust der Tochter ist hier die logische Folge.
Alle Veränderungen spiegeln sich im Bühnenbild, das sich erst langsam dem Zuschauer öffnet, denn zu Beginn kann man die heftigen Diskussionen nur hören, lange aber sieht man die Schauspielerinnen nicht. Erst nach und nach reißt die jüngste Tochter alle Wände ein und Zuschauer erhalten einen Blick „hinter die Kulissen“, wodurch eine enorme Spannung aufgebaut wird.


Leitung der anschließenden Diskussion hat Vera Kalb, Theaterpädagogin des Saarländischen Staatstheaters. . Die Schüler betonen Vielschichtigkeit des Stücks. Schwierig auch für die jungen Zuschauer/innen, die drei Frauen in ihrem jeweiligen passenden historischen und gesellschaftlichen Umfeld zu verorten.



„Euthanasie“ oder , wörtlich übersetzt, der „gute, schöne Tod“

Eine Geschichtsstunde in der Gesamtschule Türkismühle, die betroffen machte


Leidenschaft als Historiker, Ehrlichkeit und Authentizität spürten die Schüler/innen des Geschichtskurses 11a im persönlichen Dialog mit dem Niederlinxweiler Forscher und Autor Michael Landau.
Am „Tag des Trialogs“, dem 10. Dezember, den die Gemeinschafts- und Gesamtschule Türkismühle dem Verständnis und dem gegenseitigen Kennenlernen der großen Religionen widmete, besprach Landau mit Schülern und Eltern seinen Aufsatz zur Euthanasie in der Saargegend während der NS-Zeit.
Gemeint ist damit die gezielte Ermordung von Kindern, Behinderten und Psychiatriepatienten in Krankenhäusern während der NS-Zeit.


Schnell wurde deutlich, welch mühsamen Weg der Geschichtsforscher gehen muss, um überhaupt an aussagekräftige Quellen zu gelangen. Viele Archivalien, die Aufschluss über die unvorstellbare Tötungsmaschinerie geben könnten, sind auch heute noch in Deutschland für Forschende nicht zugänglich. Oft sind deshalb Erkenntnisse nur über Veröffentlichungen in anderen Ländern zu eruieren. So ermöglichen es zum Beispiel Archive in Israel oder die Akten von psychiatrischen Anstalten, die damals in der NS-Einflusssphäre lagen, heute aber in französischer oder polnischer Hand sind, mittels Querverbindungen zu Geburtsdaten in deutschen Standesämtern, sich ein ungefähres Bild vom Ausmaß der Vernichtungsaktionen zu machen.
Unfassbar für alle Zuhörer deshalb die Tatsache, welche Steine deutsche Historiker heute noch aus dem Weg räumen müssen, um ein einigermaßen brauchbares Bild der Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ , so der menschenverachtende nationalsozialistische Terminus, an Menschen unserer Region zu entwerfen.
Ohne die jahrelange Erfahrung und Hartnäckigkeit gegenüber Ämtern und Behörden sowie den detektivischen Spürsinn von Historikern wie Michael Landau wären große Teile der Euthanasie-Verbrechen an Menschen aus unserer Region auch heute noch gänzlich unerforscht.
Die Durchführung der Veranstaltung wurde unterstützt von Peter Balnis, Vorsitzender der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) Saar.


Projektplanung

Kurzbeschreibung:
Autoren, die sich wissenschaftlich als Fachhistoriker oder Heimatforscher  im Rahmen von Prosa- oder Lyrikwerken als Schriftsteller, als Publizist oder Herausgeber mit der NS-Zeit in der Schulregion befassen, soll in der Schule eine Plattform geboten werden, ihre Arbeiten in Lesungen vorzustellen und mit den SuS ins Gespräch zu kommen. Die Lesungen werden über das Schuljahr verteilt abgehalten. Außerdem sollen Vertreter der einzelnen Religionen zu kulturellen Gesprächskreisen zu verschiedenen Themen eingeladen werden. Darüber hinaus werden den SuS Zeitzeugenbegegnungen mit Überlebenden des Holocaust ermöglicht.

Bezug zum Jahresmotto: Möglichkeiten der Präsentation und Diskussion christlich- jüdischer- bzw. islamischer Werte in der Alltagskultur und deren Beeinflussung durch totalitäre Systeme
Inhaltlich/pädagogischer Faden: Auseinandersetzung mit der Lokal- und Regionalgeschichte des eigenen bzw. angrenzenden Landkreises, differenzierte Betrachtung der Alltagsgeschichte, Schulgeschichte, Biografien und Herrschaftssystem einer Diktatur.

Bezug zur Lebenswirklichkeit der Schüler:
Verständnis für historische Zusammenhänge am Bsp. von systematischen Analysen von Sachzeugnissen und schriftlichen Zeugnissen, die mit dem eigenen Lebensraum Kreis St. Wendel verknüpft werden können.


 
 
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